Ziele

Die im Folgenden genannten Ziele orientieren sich an jenen, die der österreichische BildungsRahmenPlan hinsichtlich von Spracherwerb und Kommunikation definiert:

Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten erweitern 

Im BildungsRahmenPlan wird hierfür der Kompetenzerwerb in folgenden Dimensionen dargelegt: „Das eigene Denken mittels Sprache strukturieren; eigene Gedanken, Ideen und Wünsche anderen verständlich und nachvollziehbar mitteilen; den eigenen Standpunkt vertreten; nonverbale Kommunikation verstehen und einsetzen, Regeln und Bedingungen für gelingende Kommunikation beachten“ (Charlotte Bühler Institut 2010, S. 29).

Lese- und Resonanzräume für Literacy eröffnen 

Im BildungsRahmenPlan wird hierfür der Kompetenzerwerb in folgenden Dimensionen dargelegt: „Anliegen und Interessen mit Hilfe von Symbolen, Schrift sowie Informations- und Kommunikationstechnologien ausdrücken; Gehalt dieser Wiedergabe verstehen; unterschiedliche Medien selbstständig nutzen und als Möglichkeit zur Informationsbeschaffung einsetzen“ (Charlotte Bühler Institut 2010, S. 29). 

In diesem Zusammenhang weist Lainer auf folgende Punkte hin:

Sinnbezüge erkennen und erfahren 

Im BildungsRahmenPlan wird hierfür der Kompetenzerwerb in folgenden Dimensionen dargelegt: „Erlebtes und Beobachtetes erzählen können, Erzähltes und Vorgelesenes verstehen, diskutieren und wiedergeben; den Unterschied zwischen Realität und Fiktion erkennen und adäquat darauf reagieren“ (Charlotte Bühler Institut 2010, S. 29). 

Literacy und individuelles Lernen professionell unterstützen 

Ziel der Umsetzung des ÖRLP ist, wie bereits diskutiert, die Lese- und Schreibkompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu erhöhen (vgl. auch > ELINET ). Der Rahmenleseplan soll Pädagoginnen und Pädagogen sowie Bildungspartner in ihren Bemühungen um einen positiven Beitrag zum Sprach- und Leseerwerb der Kinder unterstützen. 

Die Individualität der Kinder konstituiert sich, wie in vorangegangenen Kapiteln schon diskutiert, vor dem Hintergrund spezifischer familialer und sozialer Welten, wobei – selbst bei gleichem Lebensalter – die individuellen Entwicklungsverläufe höchst unterschiedlich sein können. 

Eine professionelle Bildungsbegleitung orientiert sich am Entwicklungsstand und den Interessen der Kinder. Pädagoginnen und Pädagogen können den Kindern nur dann gerecht werden, wenn sie diese individuellen Bedürfnisse, Potenziale und Kompetenzniveaus erkennen, analysieren und als Basis des Lernens betrachten. Die Förderung individuellen Lernens bedeutet deshalb, dass man den Prämissen der individuellen (Sprach) Entwicklung folgt und dabei eine individuell abgestimmte Bildungsbegleitung mit evidenzbasierten und erfolgsversprechenden Methoden initiiert, sodass Kinder gemäß ihrer Entwicklungsphase gefördert und begleitet werden. 

In einem vorangegangenen Kapitel wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Beobachtung und Dokumentation der individuellen Lern- und Entwicklungsprozesse der Kinder Voraussetzung für einen gelingenden Bildungsprozess in elementaren Bildungseinrichtungen ist. Dazu ist Fachwissen über Entwicklungspsychologie und Entwicklungsverläufe eine unverzichtbare Basis.

„Systematische Beobachtungen in unterschiedlichen Alltagssituationen, im Freispiel, während Angeboten und Projekten, bei Aktivität allein oder als Gruppenmitglied erlauben ein wirkliches Kennenlernen eines Kindes, seiner Besonderheiten und seiner Entwicklungsgeschwindigkeit“ (Bensel & Haug-Schnabel 2005, S.7).
 
Die Beobachtung von Sprache und Literacy hat aufgrund der zentralen Bedeutung der sprachlichen Kompetenzen für die Bildungs- und Lebenschancen von Kindern einen besonders hohen Stellenwert. Vermehrt werden unterschiedliche Instrumentarien (BESK und BESK-DaZ, Marburger Sprachscreening, SELDAK, SISMIK u.a.) zur Erhebung des Sprachstandes der 3- bis 6-Jährigen Kinder in österreichischen Kindergärten eingesetzt. 

Diese:

Die durch Beobachtung möglichen Entwicklungsdokumentationen wie Portfolios, Lerntagebücher oder Lerngeschichten, ermöglichen dem Kind den eigenen Lernweg bewusst wahrzunehmen und damit seine lernmethodische Kompentenz auszuformen.

Besonders notwendig ist in diesem Kontext nochmals auf die Differenzierung von pädagogischer und diagnostischer Beobachtung hinzuweisen. Während sich bei der diagnostischen Beobachtung die Ergebnisse aus den Verfahren mithilfe von Normwerten vergleichen lassen (Entwicklungstabelle nach Beller, Sensomotorisches Entwicklungsgitter nach Kiphard, SISMIK- Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Kindern mit Migrationshintergrund, PERIK – positive Entwicklung und Resilienz im Kindergartenalltag, Seldak-Sprachentwicklung und Literacy, Diagnostische Einschätzskala DES zur Beurteilung des Entwicklungsstandes, Baum der Erkenntnis, Mondey u.a.), möchte die pädagogische Beobachtung einen ganzheitlichen Blick auf individuelle Entwicklungsverläufe, Lernfortschritte, Interessen, Bedürfnisse und Milieuressourcen mit dem Blick, die tagtägliche pädagogische Arbeit zu begründen, werfen (vgl. Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2014). 

Den Sozialraum und gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen von Anfang an einbeziehen

Sprachentwicklung als Basis des Schriftspracherwerbs vollzieht sich, wie bereits festgehalten, in allen Lebenswelten des Kindes – in der Familie, dem weiteren sozialen Umfeld und institutionellen Einrichtungen, wie Bildungseinrichtungen und öffentlichen Bibliotheken (vgl. u.a. http://www.kirango.at/de/erwachsene/buchstart/kirangolini; www.bookstart. org). Wie vorangegangen bereits diskutiert, soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass der Erwerb von Lesekompetenz in einen gesellschaftlichen Rahmen eingebettet ist. Soziale Einflüsse und Bedingungen sowie die Erfahrungen und Unterstützung in Familie und Kindergarten sind somit ein bedeutsamer Aspekt bei der Entwicklung von kompetenten Leserinnen und Lesern. In den ersten Lebensjahren übernehmen, wie bereits dargelegt, die Eltern oder andere nahe Bezugspersonen eine wichtige Vorbildwirkung. Um die Leselust des Kindes zu wecken, braucht es deshalb ein „Lernen am Modell“ (Dippelreiter 2003, S. 31). Professionelle Initiatorinnen und Initiatoren sowie Vermittlerinnen und Vermittler dieses Prozesses sind Erwachsene, wesentliche Impulse können im Sinne der Ko-Konstruktion auch von anderen Kindern ausgehen. Die Stärkung der Eltern bei ihren Erziehungs- und Bildungsaufgaben spielt somit eine wichtige Rolle für eine gelungene frühkindliche Leseförderung. Dabei werden sie als Expertinnen und Experten ihrer Kinder wahrgenommen und anerkannt.

Programme wie etwa „book start“ (vgl. www.bookstart.org) haben sich als äußerst wirksam erwiesen. Darüber hinaus sind familienergänzende Bildungsmaßnahmen (vgl. > Sure Start, > Head-Start-Programme, > Early Excellence Centre usw.) durch spezielle Bildungsprogramme mit gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und in Zusammenarbeit mit allen öffentlichen kulturellen und sozialen Einrichtungen indiziert und erfolgversprechend (Sylva et al. 2010). 
 

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