Zielformulierungen
Aus fachspezifischer Literatur, den zitierten Studien und unseren Ausführungen ergibt sich folgender Handlungsbedarf:
Elementarpädagogik und Elternbildung
- Vermittlung von Wissen und Kompetenzen, um Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung und der Early Childhood > Literacy („Vorläuferfertigkeiten“) zu erkennen, Fördermaßnahmen umzusetzen und relevante Unterstützungssysteme einzuschalten
- Information über die Qualität von Beratungsangeboten und Fördermaterialien
- Information für Eltern über Möglichkeiten, wie sie die literale Sozialisation ihrer Kinder unterstützen können (siehe > Family Literacy )
Pädagoginnenbildung und Pädagogenbildung
- Entwicklung und Implementierung von qualitativen und quantitativen Standards für eine wissenschaftlich fundierte Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Pädagoginnen und Pädagogen, und zwar für jede Alters- und/bzw. (Vor-)Schulstufe als auch für alle Fächer in allen Schulsparten in Bezug auf Sprache, Sprach- und Schriftsprachentwicklung als auch Vorläuferfähigkeiten und Lesen (vgl. Cochrane, Kalmár, Weiss 2013; BMUK 2013; Garbe 2014). Die Schwerpunkte sind je nach Arbeitsgebiet der Pädagoginnen und Pädagogen festzulegen (Elementarpädagogik, Erstlesen, Leseverständnis, Lesestrategien, Interventionsansätze für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus bildungsbenachteiligten Kontexten, für Lernende mit anderer Erstsprache als Deutsch).
- Entwicklung und Implementierung eines interdisziplinären, wissenschaftlich fundierten Curriculums für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern Verpflichtung zu kontinuierlicher, wissenschaftlich fundierter Fortbildung aller Pädagoginnen und Pädagogen sowie der in ihrer Aus- und Fortbildung Tätigen
- Vermittlung von theoretischem Grundlagenwissen und Fähigkeiten für diagnostische und rehabilitative Kompetenz und differenzierende Unterrichtsgestaltung. Diese dienen als Grundlage für die praktische Gestaltung des Unterrichts, der Förderung und der Intervention für nachhaltiges Lernen.
- Evaluationskompetenz für Unterrichts-, Förder- und weitere Interventionsmaßnahmen
- Vermittlung von Kompetenzen für Lehrerinnen und Lehrer aller Unterrichtsfächer in der Grundschule, der Sekundarstufe I und II, das Sprach- und Leseverständnis von domänenspezifischen Texten zu fördern (Verankerung von Lesen als durchgängigem Verantwortungsbereich aller Fächer)
- Vermittlung von Kompetenzen für den Umgang mit Heterogenität und Diversität in Leseunterricht und Leseförderung: Unterrichts- und Förderansätze für Lernende mit einer anderen Erstsprache als Deutsch und aus bildungsbenachteiligten Kontexten, Gendersensibilität; Maßnahmen und Angebote auch für überdurchschnittlich gute und motivierte Leserinnen und Leser
- Vermittlung von theoretisch fundierten und empirisch evaluierten Förder- und Interventionsansätzen (LRS)
- Ausbau und Möglichkeit der flexiblen Nutzung von Stundenkontingenten speziell für die Leseförderung
Schule und weitere Bildungsinstitutionen
- Sensibilisierung aller Pädagoginnen und Pädagogen für die Relevanz von Sprache und Lesen und die Vielfalt der Potentiale des Lesens sowie schriftlicher Texte
- Kontinuierliche Weiterentwicklung des Leseverständnisses und Vermittlung von Lesestrategien bis in die Sekundarstufe II
- Verankerung von literaturdidaktischen Angeboten in allen Schulstufen
- Implementierung des Unterrichtsprinzips Lesen in allen Unterrichtsfächern
- Evidenzbasierte Auswahl und Verwendung von Lehrwerken
- Überarbeitung und Modernisierung bestehender Praxis der Approbation in Hinblick auf wissenschaftliche Evidenzen (z.B. > Phonotaktik; vgl. Kalmár 2016) sowie Berücksichtigung bereits bestehender Empfehlungen zur Sprachverwendung in Schulbüchern (BMUKK 2012)
- Rechtliche Ermöglichung des Einsatzes von hilfs- und außerschulischem Personal für den im Leseunterricht notwendigen Übungs- und Festigungsinput
- Bereitstellung von vielfältigen und attraktiven Schriftumwelten in allen Schulstufen, Schultypen und Unterrichtsfächern durch die Bereitstellung und Nutzung von gedruckten und digitalen, monomodal schriftlichen und > multimodalen Texten
- Vielfältige und attraktive Ausstattung der Schulbibliothek, die in allen Fächern in den Unterricht integriert wird und von aus- und kontinuierlich fortgebildetem Fachpersonal betreut wird
- Schaffen von vielfältigen Zugängen zu literarischen Welten sowie Förderung und Entwicklung von Literaturvermittlungsprojekten; neben Schulbibliotheken, die ein umfassendes und aktuelles Angebot an Literatur bereitstellen, z.B. Durchführung von Schreibwerkstätten, poetry slams, Krimiworkshops, Lese- und Märchentheater, Begegnung mit Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren, Theater- und Filmschaffenden, Besuch von Theateraufführungen etc.
- Vernetzung mit und Einbindung von außerschulischen Angeboten, die sich auf Schrift, Lesen und Literatur beziehen: Besuche von Bibliotheken, Verlagen, Institutionen der Literaturvermittlung
Kultur und Gesellschaft
- Sichtbarmachen von Schrift und Lesen als selbstverständliche und wirkmächtige Elemente des Alltags in allen gesellschaftlichen Bereichen – durch bildungs-, sozial-, arbeitsmarkt- und wissenschaftspolitische Maßnahmen, durch die Einbindung und Sensibilisierung von Journalistinnen und Journalisten und weiteren Opinion Leaders, die Öffentlichkeit für das Lesen schaffen
Es gibt viele Formen des Lesens in der Gesellschaft. Alle haben ihren sozialen und individuellen Wert.